17. Jahrhundert
Die spanische Herrschaft bedeutet für die Azoren eine wirtschaftliche Blütezeit, denn nun laufen fast alle Schiffe der iberischen Kolonialmächte die Inseln an. Als aber Mitte des 17. Jahrhunderts Portugal wieder von Spanien unabhängig wird, verlieren die Azoren als Handelsposten im Atlantischen Ozean an Bedeutung. Mit der Einführung von Indigo aus Amerika lässt auch die Nachfrage nach Färberwaid und Färberflechte nach.
18. Jahrhundert
Von Beginn der Besiedlung bis ins 19. Jahrhundert herrscht auf den Azoren eine tiefe Kluft zwischen den privilegierten Schichten und dem Rest der Bevölkerung. Auch als der Marquês de Pombal die auf den Azoren herrschende feudale Lehensherrschaft abschafft und eine für alle Inseln zuständige, aber von Lissabon straff geführte, zentrale Regierung in Angra einsetzt, ändert sich nicht viel. Gegen den Willen der Bevölkerung erklärt er die Inseln zur Provinz und schließlich zur Kolonie Portugals. Der Archipel beginnt sich zu einem wichtigen Walfangzentrum zu entwickeln. Amerikanische Walfangschiffe gehen vor den Azoren auf Jagd und heuern die mutigen Inselbewohner an.
19. Jahrhundert
Der Anbau von und der Handel mit Orangen, Tee und Tabak gewinnt an wirtschaftlicher Bedeutung und bringt bescheidenen Reichtum auf die Inseln. In Lissabon kommt es 1826 zum Thronfolgestreit. Die Azoreaner unterstützen den liberalen Pedro IV. Das bringt ihnen den Sieg und Angra den heldenhaften Beinamen ‚do Heroismo’. Die ersten Dampfschiffe pendeln zwischen Lissabon und den Azoren und sind der Anfang der Transatlantikfahrten mit den Azoren als wichtigen Kohlebunker und Zwischenstopp. Faial wird zum Knotenpunkt für Telefonkabel zwischen Amerika und Europa. 1860 sticht von Flores aus – später auch von Pico – das erste rein azoreanische Walfangboot in See. Gejagt werden hauptsächlich Pottwale. Der Walfang spielt nun bis 1983 eine wichtige Rolle.
20. Jahrhundert
Immer wieder bebt die Erde, spuckt Feuer und lässt Asche regnen.
Die Azoren bleiben ein wichtiger Brückenkopf zwischen der alten und der neuen Welt auch bei zunehmender Technisierung der Verkehrsmittel. Schiffe und Flugzeuge, Unterseekabel und Telefongespräche laufen über die Azoren. Amerikaner und Alliierte nutzen die günstige geostrategische Lage und bauen Flughäfen und Militärstützpunkte. Bis die Azoren 1976 die innenpolitische und administrative Autonomie von Portugal erhalten (sie bleiben portugiesisches Staatsgebiet), spielen sie politisch eine sehr unbedeutende Rolle. Als 1986 Portugal der Europäischen Union beitritt, werden die Azoren der westlichste Außenposten der EU, und sie gewinnen mehr und mehr unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse.
21. Jahrhundert
Und immer noch liegen die grünen Inseln der Azoren am Rande Europas, umspült von der weißen Gicht des Atlantischen Ozeans. Auf der Insel Sao Miguel leben 100 000 Einwohner, auf den übrigen weitere 150 000. Sie leben hauptsächlich von der Milchwirtschaft, dem Tourismus, europäischen Subventionen und den Zuwendungen der Verwandten im Ausland. Das atlantische Klima und die vulkanische Erde haben weite, eindrucksvolle Landschaften geschaffen und sorgen für eine üppige Vegetation. Die meisten Besucher kommen zum Wandern, aber von überall locken auch der Ozean und seine vielfältigen Bewohner. Die Luft riecht nach Salz und frischen Kräutern. Die neun vulkanischen Inseln und das tiefe Meer sind Orte, an denen Aktivurlauber und solche, die nichts als Ruhe und Erholung suchen, Entspannung und Abenteuer finden. Beide erleben und genießen die beeindruckenden Landschaften der Inseln und die vielseitigen Möglichkeiten des gewaltigen Ozeans.